9. Rede: Peter Hahne
Die 9. Hoffmann von Fallersleben Rede hat am 1.Mai 2010 Peter Hahne gehalten. Zum 150. mal jährt sich der Anlass dieser Rede: Wir erinnern an den Dienstantritt von Heinrich Hoffmann von Fallersleben in Corvey, die letzten 14 Lebensjahre verbringt er als Bibliothekar in den Diensten von Viktor dem I. Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey.
Leider hat es Herr Hahne untersagt, seine Rede in schriftlicher Form zu veröffentlichen. Hier jedoch eine kurze Zusammenfassung.
„Wenn wir uns unserer Herkunft nicht besinnen, haben wir auch keine Zukunft!“ Peter Hahne redet ohne akademische Girlanden Klartext
Wieder einmal haben die Organisatoren und Veranstalter der Hoffmann-Rede bei der Auswahl des Festredners zum 1. Mai ein glückliches Händchen bewiesen: Mit Peter Hahne, der wie sein großes Vorbild Martin Luther dem Volk so vortrefflich aufs Maul schauen kann, war ein Redner gewonnen, der es in seiner unnachahmlichen Art verstand, präzise und mit griffigen Worten die Zuhörer in den Bann zu ziehen.
Nicht nur sein hoher Bekanntheitsgrad führte dazu, dass die 300 Einlasskarten für den Kaisersaal bereits Ende März vergriffen waren und es so das Novum zu bestaunen galt, dass am Ausgabetag bereits keine Karte mehr verfügbar war. Auch seine zahlreichen Publikationen, in denen er unerschrocken für einen christlichen Wertekanon in unserer Gesellschaft eintritt, beweisen über den Tag hinaus, dass seine mahnenden, aber auch ermunternden Worte aus unserem Alltag nach dem Motto: „Die Leute kaufen Hahne, weil sie Ratzinger nicht verstehen!“ nicht mehr wegzudenken sind.
Diese hohen Erwartungen, die in den Festredner gesetzt waren, erfüllte Hahne bravourös. Aus diesen hohen Erwartungen heraus lenkte der Vorsitzende des Hoffmann-von-Fallersleben-Arbeitskreises im Heimat- und Verkehrsverein Höxter, Dr. Michael Stoltz aus Fürstenau, in seiner Begrüßung den Blick auf die bemerkenswerten Parallelen, die den Pastor und ZDF-Frontmann aus Minden mit dem streitbaren Dichter des Liedes der Deutschen aus Fallersleben verbinden. „Auch Hoffmann wusste sehr wohl um die Wirkung des Wortes. Wie er benutzt auch Hahne das deutliche Wort und markige und einprägsame Sätze als Waffe“, zieht Dr. Stoltz den Vergleich. Auch in Corvey legte Peter Hahne die Probleme, die uns und unsere Gesellschaft bewegen. wieder einmal in den Fokus seiner Betrachtungen: Wenn die ideellen Werte verfallen, verfallen auch die materiellen“, beschreibt er zutreffend den Zustand der westlichen Kultur im Nachbeben der Banken- und Eurokrise. „Als die Wirtschaft aus den Fugen geriet, besann man sich plötzlich wieder des ehrbaren Kaufmanns“, fährt er fort, „meine Großmutter brachte das auf einen einfachen Nenner: Das gehört sich nicht!‘, so lautete eine ihrer Lebensweisheiten.“ Ein mancher der Zuhörer erkannte sich wohl in dem vorgehaltenen Spiegel. Wir brauchen Mutmacher in diesem Lande und keine Miesmacher“, lautet Hahnes Appell, der sich an alle wendet, die in diesem Staat und seiner Gesellschaft etwas zum Positiven verändern und festgefahrene Tabus brechen möchten: Wir stolpern von Bildungsreform zu Bildungsreform und haben die Bildung nach unten reformiert“, beschreibt Hahne die Bildungsmisere. „Wir haben einen Bildungsnotstand. Ein Drittel unserer Jugend ist nicht ausbildungsfähig. Diese Katastrophe wird seit Generationen tabuisiert. Aber ein Bildungsnotstand zieht zwangsläufig auch einen Wertenotstand nach sich“, stellt Hahne zutreffend fest. ,Wir müssen über die Dinge reden, die uns bewegen, aber ohne Schaum vor dem Mund zu haben. Nur so können wir verhindern, dass uns eines Tages alles um die Ohren fliegt“, schaut der erfahrene Politjournalist nicht ohne Sorge auf die Tabus möglicher Verteilungskämpfe in der Zukunft und die zwingende Notwendigkeit, sie zu brechen. „Dabei müssen wir immer wieder bedenken, woher wir kommen, denn wenn wir uns unserer Herkunft nicht besinnen, haben wir auch keine Zukunft“, lautet sein Credo.
„Unsere Gesellschaft ruht auf dem Fundament unserer christlich-jüdischen Tradition. Die Bibel ist die Grundlage unserer Kultur. Ohne sie verstehen Sie weder Thomas Mann noch Bach, noch Mozart, noch nicht einmal Bert Brecht. In ihr ist alles enthalten, was wir wissen müssen; so viel können sie gar nicht googlen. Was machen wir stattdessen“, mahnt Hahne die betroffenen Zuhörer, „wir kappen die Wurzeln unserer eigenen Vergangenheit. Aber wir können keine Früchte ernten, wenn wir zuvor die Wurzeln abgeschnitten haben!“ Angesichts der tiefsten Abgründe, die Menschen durchschreiten können, wollten die Väter und Mütter des Grundgesetzes nie wieder eine Gesellschaft ohne Gott und sahen sich und sehen die Gesellschaft des Nachkriegsdeutschland in einer Verantwortung vor Gott „In unserem Grundgesetz ist von dem Gott der Zehn Gebote und der Bergpredigt die Rede“, konstatiert der engagierte Christ Hahne, „von diesem Gott hängt alles ab.“
Peter Hahne, über viele Jahre an vorderster Front des ZDF als Moderator des Heute-Journals, des Polit-Magazins „Berlin direkt“ oder anderer politischer Sendungen, entwickelt derzeit eine politische Talkshow des Senders.
Neben seinen vielen Aufgaben im Rundfunk und Fernsehen ist er Autor zahlreicher Bücher mit einer Gesamtauflage von über sechs Millionen Exemplaren. Sein Buch „Schluss mit lustig“, eine Kritik an der von ihm so bezeichneten Spaßgesellschaft, war 2005 Jahresbestseller im „Spiegel“.
Einer der Höhepunkte des ereignisreichen Vormittags war die Verleihung der Hoffmann-von-Fallersleben-Plakette an den Festredner durch Bürgermeister Alexander Fischer, der in seiner Laudatio noch einmal das besondere Verdienst Peter Hahnes für die Gesellschaft im Allgemeinen und für die Bedeutung und Tradition der Hoffmann-Rede im Besonderen herausstellte. Im Anschluss an die Verleihung trug sich Peter Hahne in das Goldene Buch der Stadt Höxter ein.
Der Hausherr, SD Victor Herzog von Ratibor und Fürst zu Corvey, begrüßte und verabschiedete den Festredner, Professor Godelieve Schrama von der Musikhochschule Detmold umrahmte die Veranstaltung an der Harfe.
Ein Novum für viele war die Begleitung der Nationalhymne am Ende durch dieses besondere Instrument.
Auf Wunsch Peter Hahnes werden die Spenden und Sponsorenbeiträge an den Verein „Prisma“ überwiesen, der sich in seiner Einrichtung in Leonberg für die Reintegration straffälliger Jugendlicher im Rahmen eines „Strafvollzugs in freien Formen“ einsetzt.
Antonius Westermeier