100 Jahre Schlacht an der Somme: Einladung zum ANZAC DAY in Villers-Bretonneux am 25. April 2016

100 Jahre Schlacht an der Somme: Einladung zum ANZAC DAY in Villers-Bretonneux am 25. April 2016

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Aus diesem Anlass hatte mich die australische Botschaft in Paris eingeladen. Der ANZAC DAY – Gedenktag für Australien – hat für die Australier eine ganz besondere und wichtige Bedeutung. Die jungen Soldaten kämpften ganz intensiv an der Seite der Engländer und Franzosen für ein gemeinsames Ideal und den Erfolg. Wir haben alle haben es durch diesen Menschen zu verdanken, dass wir heute in Freiheit und Frieden leben können. Von 1915 bis 1918 haben die australischen Soldaten in der Türkei, in Frankreich und Belgien gekämpft.

Das australische Memorial (Mémorial  Australien) ist das größte Denkmal für Australier in Frankreich.  Am 22. Juli 1938 wurde es durch König George VI von England eingeweiht.

Dort liegen ca. 6.000 Soldaten. Weitere 11.000 vermisste Soldaten sind namentlich auf die Mauer dieses Denkmals erwähnt.

Sowohl der Gouverneur Australiens als auch der französische Verteidigungsminister haben diese Gedanken der Dankbarkeit und des Mutes dieser jungen Menschen und Soldaten in ihren Reden zum Ausdruck gebracht. Der australische Botschafter unterstrich ebenfalls diese Ideen (Peter Cosgrove – australischer Gouverneur, Jean-Yves Le Drian – Verteidigungsminister und  Stephen Brady als australischer Botschafter).

Wir dürfen nicht vergessen! Diese Worte wurden immer wieder während der ergreifenden Zeremonie gesprochen. Schon um 3.00 Uhr morgens kamen die ersten Gäste. Ca. 4.000 Menschen wurden dort erwartet. Um 5.00 Uhr morgens begann die offizielle Gedenkfeier.

Neben Gebeten für die gefallenen Soldaten, sangen junge Menschen der St. Andrew’s Cathedral School aus Sydney die australische und französische Nationalhymne – ein sehr bewegender Moment für uns alle. Ich persönlich konnte mich daran erinnern, dass ich bereits vor 50 Jahren am selben Ort als Schülerin der Victoria-Schule die englische Hymne gesungen hatte. Der Ort Villers-Bretonneux wurde 1918 fast komplett zerstört. Einer der Soldaten sagte in dieser Zeremonie: “ Es war für uns eine moralische Pflicht, dieser Ort wieder aufzubauen“. So wurden das Rathaus und die Schulen mit großer Hilfe der australischen Regierung neu gebaut.

Als einzige Stadt in Frankreich unterhalten wir in Villers-Bretonneux  eine Städtepartnerstadt mit Robinvale in Australien.

„Eine tiefe Freundschaft verbindet uns seit vielen Jahren“, sagte Dr. Patrick Simon, der Bürgermeister von Villers-Bretonneux.

Es folgte unter strengen protokollarischen  Ablauf eine Kranzniederlegung durch die verschiedenen Repräsentanten mehrerer Nationen und Organisationen. Anschließend haben viele Angehörigen der gefallenen australischen Soldaten, die aus Australien angereist waren (mehrere Hunderte) ebenfalls Blumen niederlegt. Diese Feierstunde wurde direkt nach Australien sowie im französischen Regionalfernsehen übertragen.

Diese Gedenkfeier fand unter sehr strengen Sicherheitskontrollen statt. Australische Soldaten und Personal der Australischen Botschaft in Paris haben sehr eng mit der französischen Polizei und dem Stadtrat von VB für einen reibungslosen und sicheren Ablauf dieser Begegnung gesorgt. Sicherlich hatte jeder die Erinnerung an die Terroranschläge vom 13. November 2015 in Paris noch vor Augen und gegenwärtig.

Im Vorfeld und anschließend haben verschiedene Konzerte und Sportliche Begegnungen stattgefunden. Auch finden dort im Zuge dieser Städtepartnerschaft Aktivitäten zwischen Jugendlichen der beiden Städte statt, wie z.B. Bumerang-Werfen, Fußballspiele.

Der Chor und das Orchester der „St Andrew’s Cathedral School“ aus Sydney hatten bereits einen Tag zuvor ein zweistündiges Konzert gegeben – viele Musikarten waren zu sehen und zu hören.  Unterwegs auf einer Tournee durch Europa  waren sie zuvor in Berlin, Leipzig und Wien gewesen.

Danach folgte die Möglichkeit im Saal bei einer Tasse Kaffee und Croissant Kontakte zu knüpfen.

Die offizielle australische Delegation reiste nach einer Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal im Ort ab. Ich konnte dabei kurz Sir Christopher Clarck, den momentan sehr bekannten Historiker begrüßen. Er hat uns doch vor ein paar Jahren mit seinem Buch „die Schlafwandler“ die Geschichte näher gebracht und erläutert, wie Europa in den Ersten Weltkrieg gezogen wurde.

Parallel fand auch in Corbie eine 3-tägige Veranstaltung um die Bedeutung des Brotes im ersten Weltkrieg statt. Es ging damals um das schlichte Überleben. Diese Begegnung der Bäckermeister aus vielen Ländern war sehr herzlich, auch sehr informativ und ließ uns schnell spüren, wie furchtbar die Kriegszeit für alle Soldaten aus allen Ländern war.

Dieser 25. April war für mich persönlich die Symbiose von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Am 25. April nachmittags konnte ich mit dem Bürgermeister aus Corbie, dem ersten Stellvertreter und dem Vorsitzenden des ACRI  die Schüler der Realschule von Höxter in Corbie in dem „Salle der Jumelage“ begrüßen. Wir haben alle die Bedeutung des Schüleraustausches hervorgehoben. Diese Begegnungen sind heute genauso wichtig wie vor 50 Jahren. Es wird das Interesse bei den Jugendlichen für das Erlernen der Fremdsprachen geweckt, es wird aber auch der Grundstein für ein friedliches, harmonisches und tolerantes Leben in Europa und in der Welt gelegt.

Dieser Tag hatte viele Facetten, die inhaltlich insgesamt zu unserem Miteinanderleben in der Welt gehören. Es macht uns zuversichtlich, denn heute sind solche Konflikte zwischen England, Frankreich und Deutschland nicht mehr vorstellbar. Heute können wir alle gemeinsam gedenken, alle gemeinsam die Gegenwart erleben und alle gemeinsam die Zukunft gestalten.

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