Geschichte
Zum Jubiläum eines Vereins ist es oft Brauch, eine Chronik des Vereins vorzulegen. Dieses wurde in der Vergangenheit bereits zweimal praktiziert. Fritz Andreė schrieb die erste zum 75-jährigen Bestehen des Vereins. 25 Jahre später verfasste der verdienstvolle Stadtarchivar Dr. Hans Joachim Brüning eine neue Chronik, die er als Festvortrag zum Jubiläum am 18. September1983 in der Marienkirche hielt. Sie wird an dieser Stelle noch einmal abgedruckt.
100 Jahre Heimat- und Verkehrsverein Höxter im Jahre 1983
Eine der bedeutendsten Leistungen des 19. Jahrhunderts ist die Gründung der großen Wissenschaftsorganisationen mit dem Ziel, die Geschichtsquellen der Vergangenheit zu bearbeiten, im Druck zu veröffentlichen und damit die historische Arbeit überhaupt erst zu ermöglichen. Indem man den Begriff „historische Quelle“ in einem sehr weiten Sinn auslegte, ging es aber nicht nur um Urkunden, Chroniken und andere schriftliche Hinterlassenschaften, sondern auch um Bau- und Bodendenkmale, um Kunstwerke aller Art bis hin zu Gegenständen des täglichen Gebrauchs, d. h. also um alles das, was über das Leben der Vorfahren irgendwie eine Aussage zu machen geeignet war.
Diese Bestrebungen beschränkten sich zunächst auf die Wissenschaft, doch erwachte sehr bald auch in weiteren Kreisen das Interesse an der Vergangenheit, man beschäftigte sich mit der Geschichte des eigenen, engeren Lebenskreises ebenso wie mit den großen Zusammenhängen. Hand in Hand damit begann man wieder, den Wert alter Baudenkmale zu erkennen und für ihre Er- und Unterhaltung zu sorgen. Der Sinn für Naturschönheiten und die allmähliche Entwicklung derjenigen Bestrebungen, die heute unter die Begriffe „Naturschutz“ und „Ökologie“ fallen, ging damit parallel. Schließlich gab der rapide Ausbau eines immer dichteren Eisenbahnnetzes dem Tourismus eine bis dahin undenkbare Ausdehnung.
Alle diese, zum Teil nur locker miteinander verbundenen Tendenzen bewirkten auf lokaler Ebene die Gründung unzähliger Vereine mit den verschiedensten Zielen. Um die Arbeit effektiver zu gestalten, kam es zu Vereinszusammenschlüssen auf regionaler Basis, sei es einer Landschaft oder einer größeren Verwaltungseinheit, und schließlich zur Bildung der großen Dachverbände, in denen die Belange etwa des Fremdenverkehrs oder der Heimatarbeit überhaupt koordiniert wurden und gegenüber den staatlichen Stellen eine angemessene Vertretung erhielten. Auf diesem Hintergrund muß man die Vereinsgründungen in der Stadt Höxter sehen, deren wir gedenken wollen.
Als erster tritt der Verschönerungsverein in Erscheinung, über dessen Gründungsumstände wir allerdings nichts näheres erfahren. Erstes schriftliches Zeugnis sind die Satzungen vom 8. Mai 1883, in Ermangelung anderer Nachrichten hat man das später als Gründungsdatum des Vereins angesehen. Die ziemlich komplizierten Statuten wurden am 15. November 1884 vereinfacht, von da an blieben sie mit geringen Änderungen bis zum Ende des Verschönerungsvereins gültig.
§ 1 der Satzung lautete: „Der Verein bezweckt, die Umgebung von Höxter durch Anlagen und Wege zugänglich zu machen, an geeigneten Punkten Anpflanzungen und Ruheplätze zu schaffen, sowie überhaupt in geeigneter Weise für die Verschönerung der Umgebung Sorge zu tragen“. Es ging also ziemlich einseitig nur um bessere Wege, gärtnerische Anlagen und dergleichen. Doch hat der Verein, wie die Sitzungsprotokolle ausweisen, durchaus auch weitergehende Heimatbelange vertreten.
Von Anfang an bestimmte die Satzung, daß je ein Vorstandsmitglied vom Magistrat und von der Stadtverordnetenversammlung delegiert werden sollte. Damit war eine Verbindung zur Verwaltung und zum Rat hergestellt, wie sie, wenn auch in wechselnder Form, die ganze spätere Zeit bestanden hat. Man wollte Kollisionen mit Rat und Verwaltung vermeiden. Beteiligt waren am Verschönerungsverein ganz eindeutig die führenden Kreise der Stadt, weniger die Handwerker oder gar die Unterschichten. Eine treibende Kraft des Vereins war der Kanzleidirektor Drühe, von 1885 bis zu seinem Tod im Jahr 1900 Vorsitzender des Vereins. Das Statut vom 8. Mai 1883 war von Drühe, Rechtsanwalt Kellerhoff und Kaplan Lappe unterschrieben. Bei der Statutenänderung vom 15. 11.1884 gehörten zum Vorstand: Drühe, Hattenhauer, Kellerhoff, Weisse, F. Thedieck, Emil Arntz, Löwenherz. Dazu traten als Vertreter des Magistrats Stadtrat Th. Schmidt, als Vertreter der Stadtverordneten Kaufmann C. Schaefer. Von 1885 bis zu seinem Tod im Jahr 1907 war Ph. Rethmeyer Kassierer, sein Nachfolger wurde Kaufmann C. Schaefer (bis 1911).
Am 14. November 1900 wurde Bürgermeister Leisnering zum Vorsitzenden gewählt, außerdem wurden die Statuten insofern geändert, als es von da an 10 Vorstandsmitglieder gab. Seit dieser Zeit ist bis zum Jahr 1970 immer der Bürgermeiter der Stadt Vorsitzender des Vereins gewesen, aber erst 1936 wurde das satzungsmäßig festgelegt.
Als in der Jahresversammlung am 6. März 1908 des 25jährigen Bestehens des Verschönerungsvereins gedacht wurde, gab Bürgermeister Leisnering einen Rückblick auf die Vereinsarbeit, dem wir folgende Sätze entnehmen:
„. . . Ich habe hier das Verzeichnis der damaligen Mitglieder des Aufsichtsrates, des Vorstandes und der Ehrenmitglieder.
Zum Aufsichtsrat gehörten: Vogeler, Vorsitzender, Kellerhoff, Stellvertreter, Drühe, Schriftführer, Fritz Aschoff, Albrecht Aschoff, Wörteler, Feldner, Robitzsch, Hasse, W. Oppermann, L. Oppermann, Th. Manegold, Maull, L. Hottensen, S. Weiße, H. Krekeler, Eichwald, Löwenherz, Hesse, Schmidt, Bunzel, Hammerschmidt, Dr. Laureck, Goldschmidt, Timper.
Die Vorstandsmitglieder waren: E. Arntz, Lappe, Hattenhauer, Müller, Rethmeyer, Th. Schmidt, Bethcke.
Ehrenmitglieder: Herzog von Ratibor, Kreisrichter Sack, Bürgermeister Frohnsdorff, Rentner Lülwes, Posthalter Müller, Oberstleutnant Seyfried, Geheimrat von Metternich.
1883, gleich im ersten Jahre der Begründung, wurde der Aussichtsturm auf Rodeneck gebaut mit einem Kostenaufwand von rund 200 Mark. Es folgte der Pavillon am Ziegenberge, der Philosophenweg wurde angelegt, die Wallpromenaden bepflanzt und die Anlage auf Krauslust hergestellt.
1886 beantragte der Verein die Überlassung des städtischen Terrains an der Weser, erhielt aber vom Magistrat am 30. September 1886 die ablehnende Antwort, das Terrain sei der Überschwemmung ausgesetzt und dürfe nicht verändert werden, dagegen werde das Terrain am Bollerbach zur Anlage von Verschönerungen überwiesen. Nachdem der Verein am Bollerbach die Brücken und Anlagen geschaffen, wurde der Antrag um Überlassung des Platzes an der Weser unterm 14. November 1887 – inzwischen war ich als Bürgermeister eingetreten – erneuert und Herr Emil Arntz verpflichtete sich, auf die Dauer von 5 Jahren für entstehende Schäden durch Überschwemmung aufzukommen. Es erfolgte die Antwort des Magistrats vom 19. November 1887, daß das bisherige Pachtverhältnis des städtischen Grasplatzes an der Weser gekündigt worden und der Benutzung durch den Verschönerungsverein nichts mehr im Wege stehe. Freudig ging der Verein nun an die Arbeit und hat dort die schöne Anlage geschaffen.
1888 wurde auch der Pavillon an der Weser gebaut. Es folgten weitere Wegeanlagen im Ziegenberge, das Blockhaus auf dem Ziegenberg Plateau wurde errichtet, der Brenkhäuser Turm in Stand gesetzt u.a.m. Alle Anlagen sind fortgesetzt unterhalten, und wir haben es auch in den letzten Jahren an neuen Anregungen nicht fehlen lassen.
Auf der Generalversammlung am 12. November 1902 wurde das bereits früher mehrfach besprochene Projekt über Ankauf und Bewirtschaftung der Ländereien im Luxol aufgenommen und beschlossen, an die Stadt das Ersuchen zu richten, die Grundstücke anzukaufen. Der Verein bewilligte dazu eine Beihilfe von 300 Mark und übernahm die Ausführung der Anlagen. Während die Grundstücke der Witwe G. Dormann, Kaufmann Katz und Gutspächter Arens leicht angekauft werden konnten, blieben alle Bemühungen, die kleine Fläche der Erben Kirchhoff zu erwerben, erfolglos, obgleich ein außerordentlich hoher Preis dafür geboten. Es ist jetzt eine neue Wegelinie ermittelt, wodurch das Kirchhoffsche Grundstück umgangen werden kann, und die Ausführung des Projektes wird uns nachher noch weiter beschäftigen.“…
Der Bürgermeister hatte auch die Rechnungsergebnisse der letzten 25 Jahre zusammengestellt, wonach der Verein 13.940 Mark und 75 Pfennige aufgebracht hatte. Für die Anlagen im Luxol wurden 350 Mark veranschlagt und bewilligt.
Inzwischen war im Jahr 1888 der Sollingverein gegründet worden, der bereits im Jahr 1890 eine Zweiggruppe in Höxter bilden konnte. Hier handelte es sich um einen Wanderverein, aber es versteht sich von selbst, daß auch die Belange der Natur genügend berücksichtigt wurden.
Am 30. März 1900 erfolgte im Hotel Stadt Bremen die Gründung eines Verkehrsvereins, dessen Statuten vom 9. April datieren. § 1 lautete: „Der Verein bezweckt, den Fremdenverkehr zu heben und für gute Unterkunftsverhältnisse zu sorgen“. Wegen dieser eindeutigen Interessen dominierten naturgemäß die Hoteliers, Gastwirte und Kaufleute. Schon bald zählte der Verein 98 Mitglieder. Er betrieb starke Werbung in Zeitungen und Zeitschriften und arbeitete eng mit dem 1902 gegründeten Wesergebirgsverein zusammen. So gab es also drei Vereine mit differenzierter Zielsetzung, die aber doch unter sich eng zusammenhingen, da die Mitglieder teilweise identisch waren, beim Verschönerungs- und Verkehrsverein sogar der Vorsitzende.
Für die Zeit des ersten Weltkrieges und die Jahre danach lassen uns die Quellen weitgehend im Stich. So wüßte man liebend gerne, wann man auf die im Grunde naheliegende Idee kam, die drei Vereine zusammenzuschließen. Die Kriegsjahre hatten sicher die Vereinsarbeit stark beeinträchtigt, die nachfolgende Inflationszeit mußte aber für Vereine, die ohne die Beiträge ihrer Mitglieder nicht funktionsfähig waren, geradezu lähmend wirken. Erst die Stabilisierung des Geldes durch die Einführung der Rentenmark am 15. November 1923 erlaubte wieder eine vernünftige Finanzierung der Vereinsarbeit.
Angeblich fand noch 1923 die Gründung des Heimatvereins statt, der durch Fusion der drei älteren Vereine entstand.
Die Statuten datieren vom 1. April 1924.
§ 1 erläutert die Ziele des Vereins in fast wörtlicher Wiederholung der älteren Satzungen: „Der Verein bezweckt:
a) den Fremdenverkehr zu heben und für gute Unterkunftsverhältnisse zu sorgen,
b) die Umgebung von Höxter durch Anlagen und Wege zugänglich zu machen, an geeigneten Punkten Anpflanzungen und Ruheplätze zu schaffen, sowie überhaupt in geeigneter Weise für die Verschönerung der Umgebung Sorge zu tragen und die Bestrebungen des Westfälischen Heimatbundes zu unterstützen“.
Der letzte Passus läßt darauf schließen, daß die im Jahr 1915 erfolgte Gründung des Westfälischen Heimatbundes nicht ohne Einfluß auf die Fusion der drei älteren Vereine gewesen ist. Der Heimatverein nannte sich im Untertitel: „früher Verkehrs-, Verschönerungs- und Sollingzweigverein“ und wies so ausdrücklich auf seine Entstehung durch Zusammenschluß von drei Vereinen hin.
Seit der Hauptversammlung am 25. Februar 1929 liegen uns die Protokolle der Sitzungen wieder vor. Die Werbung durch Anzeigen und Verschicken von Prospekten bildete weiterhin ein zentrales Anliegen des Vereins.
Zu erwähnen ist hier der, wenn auch fehlgeschlagene, Versuch, einen historischen Verein zu gründen. Außer der Gründungsversammlung, die am 10. März 1929 stattfand, gab es noch eine weitere Zusammenkunft Ende Mai, auf der der Vorschlag diskutiert wurde, daß die Mitglieder des Westfälischen Geschichtsvereins neben der Verkehrs- und Verschönerungsabteilung eine dritte Abteilung des Heimatvereins bilden sollten. Zu dieser Gründung ist es aber nicht gekommen. Immerhin erfahren wir, daß es 1929 in Höxter 27 Mitglieder in der Paderborner Abteilung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde gab, bei der damaligen Einwohnerschaft von etwa 8000 Köpfen eine geradezu glänzende Zahl im Vergleich zu heute, wo in der Großgemeinde von über 30.000 Einwohnern 1975 ganze 11 Mitglieder gezählt wurden, davon 3 korporative.
Die Weltwirtschaftskrise um 1930 wirkte sich sehr nachteilig auf das Beitragsaufkommen aus. 1931 hatte die Rechnung des Vereins einen Fehlbetrag von fast 1.000 Mark. Die Vereinsarbeit ließ stark nach, zwischen 1933 und 1936 fanden keine Mitgliederversammlungen statt. Die politische Umwälzung äußerte sich darin, daß der Vorstand zurücktrat „zum Zwecke der Gleichschaltung und Neuwahl bei der Generalversammlung“.
Am 23. November 1936 wurde eine neue Satzung beschlossen, die nach dem „Führerprinzip“ dem Vereinsführer, der immer der Bürgermeister war, weitgehende Vollmachten erteilte. So wurden Geschäftsführer, Kassierer und 6 Beiräte, von denen einer von der Ortsgruppenleitung der NSDAP berufen wurde, vom Vereinsführer ernannt. Seit dieser Zeit wurde der heute noch übliche Name „Heimat- und Verkehrsverein“ eingeführt. Die Ziele des Vereins beschrieb
§ 2: „Zweck des Vereins ist
1. Unterstützung der Stadtverwaltung in der Förderung des Fremdenverkehrs in der Stadt Höxter
2. Verschönerung des Stadtbildes und der Umgebung der Stadt sowie die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse
3. Pflege des Heimatgedankens.“
Die Jahresversammlung am 21. März 1938 leitete erstmalig Bürgermeister Dr. Holle. Die letzte Versammlung vor dem Krieg fand am 13. Februar 1939 statt, sie war sehr schwach besucht. Laut Geschäftsbericht wurden etwa 5.000 Mark für Werbung ausgegeben, die Schulden des Vereins waren noch nicht ausgeglichen. Major a.D. Steinheuer, der 12 Jahre lang als Verkehrsdezernent der Stadt auch im Heimat- und Verkehrsverein sehr aktiv mitgearbeitet hatte, kündigte seinen Wegzug von Höxter an.
Die Vereinsarbeit ruhte nun für eine Reihe von Jahren. Am 22. April 1948 konstituierte sich der Heimat- und Verkehrsverein neu auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Thies. Die erste Mitgliederversammlung fand am 29. November 1948 statt, Vorsitzender wurde Bürgermeister Hattenhauer, Kassierer Stadtrentmeister a.D. Gudenoge, Schriftführer Dr. Eichholz, Geschäftsführer Oberbaurat a.D. Dr. Krieger. Den Vorsitz durch den Bürgermeister behielt man auch in den folgenden Jahren bei, aber der Vorstand wurde wieder gewählt, wie überhaupt die Satzung von den Änderungen der Nazizeit gereinigt wurde.
Mit dem Ziel einer effektiven Vereinsarbeit bildete man vier Abteilungen,
1. die Geschichts- und Forschungsabteilung,
2. die Museums- und Ausstellungsabteilung,
3. die Naturschutz- und Verschönerungsabteilung,
4. die Verkehrs- und Beherbergungsabteilung.
Lange Jahre war diese Aufteilung der Arbeit sehr wirkungsvoll und zweckmäßig, es kamen sogar noch neue Abteilungen dazu. So wurde die schon lange bestehende Wanderabteilung selbständig; eine Werbeabteilung wurde gegründet, in der die Interessen der Geschäftsleute ihre spezielle Vertretung fanden. Die zuletzt gegründete Abteilung erwies sich als besonders wichtig auch für die Zukunft, sie betreute ein Gebiet, an das vor 100, ja vor 50 Jahren noch niemand denken konnte: die Städtepartnerschaften, zunächst mit Corbie, dann auch mit Sudbury.
Die kommunale Neugliederung von 1970 veranlaßte den Verein zu gewissen Satzungsänderungen, indem nicht mehr der Bürgermeister automatisch 1. Vorsitzender war. Dieser wurde jetzt aus den Mitgliedern gewählt. Die Vereinsarbeit wurde wie bisher in Abteilungen mit bestimmten Aufgaben geleistet. Auch hier gab es im Lauf der Zeit eine Änderung, die in einer Satzungsänderung 1977 ihren Ausdruck fand. Statt der Abteilungen wurden Arbeitskreise gebildet, die Arbeit wurde dadurch flexibler und die Bearbeitung neuer Themen oder Gesichtspunkte kam schneller in Gang.
Zum Abschluß sollen zwei Anliegen des Heimat- und Verkehrsvereins im Zusammenhang behandelt werden. Seit den zwanziger Jahren wurde immer wieder über ein Museum diskutiert. Erst 1948 kam es zur wirklichen Gründung, das Museum bildete eine Abteilung des Heimat- und Verkehrsvereins. Das blieb etwa 10 Jahre so, dann wurde, gegen anfängliche Widerstände im Verein, 1958 auf größerer Basis der Museumsverein gegründet, indem sich Kreis und Stadt Höxter sowie der Herzog von Ratibor als Träger des Museums zusammenfanden und vor allem eine bessere finanzielle Ausstattung ermöglichten. Das Museum entwickelte sich glänzend in relativ kurzer Zeit, die Seele der Museumsarbeit war über 20 Jahre lang Oberbaurat Sagebiel.
Die zweite, sehr wichtige Unternehmung des Vereins sind seine Publikationen. Schon bald nach der Wiederbegründung im Jahre 1948 erschienen zwei schmale Bändchen unter dem Titel „Höxtersches Jahrbuch“ 1950 und 1951. Der III./IV. Band wurde 1952/53 herausgegeben mit wichtigen Arbeiten von P. Lotter über das Höxtersche Bürgerhaus und von W. Leesch über die Adels- und Klosterhöfe zu Höxter. Dieser Band erforderte 1960 einen Nachdruck. Band V des Höxterschen Jahrbuches brachte im Jahr 1963 die große Arbeit von F. Sagebiel über die mittelalterlichen Kirchen in der Stadt Höxter. 1981 erschien dann Band VI unter dem Titel „Klöster um Höxter“ mit Aufsätzen über die Propstei tom Roden (G. Isenberg) und Kloster Brenkhausen.
Seit 1953 gibt der Heimatverein, zunächst noch unregelmäßig, seit Januar 1955 monatlich, ein Mitteilungsblatt heraus, in dem nicht nur aktuelle Berichte, Veranstaltungsprogramme und dergleichen veröffentlicht werden. Im Lauf der Jahre haben sich dort eine große Reihe von Aufsätzen verschiedener Autoren angesammelt, die nur gering an Umfang sind, jedoch zu den mannigfaltigsten Themen wertvolle Beiträge liefern. Die Herausgabe bildet zwar für den Verein eine große finanzielle Belastung, doch ist im Interesse der Sache zu wünschen, daß sie auch in Zukunft ermöglicht wird.
Der Rückblick auf 100 Jahre zeigt, daß der Verein immer bestrebt war, die gestellten Aufgaben zu erfüllen, vor allem auch sich auf neue oder mit anderem Gewicht auftretende Tendenzen einzustellen. Trotz gewisser Rückschläge oder auch Fehlleistungen, wie sie im Verlauf von 100 Jahren unvermeidbar sind, haben sich immer Persönlichkeiten gefunden, die sich mit Engagement und viel Idealismus der Vereinsarbeit gewidmet haben. Die Wirkungsmöglichkeit des Vereins, der nur raten und empfehlen kann, mag gelegentlich enttäuschend gewesen sein, gerade auch aus der Sicht der Mitglieder. Dennoch darf er nicht nachlassen, immer wieder seine Stimme zu erheben und sich für die Heimatarbeit einzusetzen. Daß es auch in den kommenden Jahrzehnten nicht an materiellem und personellem Einsatz für die Ziele des Heimat- und Verkehrsvereins fehle, das ist der Wunsch des Chronisten.
Dr. Hans Joachim Brüning
Die weiteren 25 Jahre Vereinsleben fasst Roland Hesse zusammen, beginnend mit einer Aufzählung aller Namen, die in 125 Jahren Vereinsleben in den Protokollen gefunden und erwähnt wurden. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es sind Persönlichkeiten, die sich in guten wie in schlechten Zeiten mit Engagement und viel Idealismus der Vereinsarbeit gewidmet haben. Üblich war es lange Zeit, den heute gebräuchlichen Vornamen durch die Amtsbezeichnung, den Berufs- oder Besitzstand bzw. den Familienstand zu ersetzen.
Claus-Werner Ahaus, Dr. Werner Altmeier, Walther Anderson, Fritz Andrèe, Emil Arntz, Fritz Aschoff, Albrecht Aschoff, Dorothee Baumgarten, Brigitte Beehrbohm, Klaus Behrens, Bethcke, Michael Bludau, Direktor Breidenbach, Adolf Brüggemann, Fritz Bürmann, Bunzel, OKD. Buß, Verleger Eduard Cors, Hotelbesitzer Daum, Postamtmann Deppe, Bürgermeister Prof. Dr. Dittmar, Reinhard Dormann, Juwelier Dött, Kanzleidirektor Drühe, Dr. Ludwig Eichholz, Eichwald, Eisenbahn-OI. Eilers, Hans Elsner, Hotelier Engelke, Farina, Prof. Dr. Fauth, Feldner, Jürgen Fenske, Stadtrat Florin, Louis Flotho, Dardo Franke, Hermann Gockel, Goldtschmidt, Hermann Grewe, Inga Gronemeyer, KD. Große-Katthöfer, Klaus-Dieter Großmann, Stadtrentmeister Gudenoge, Ludger Haferkemper, Willi Hagedorn, Anton Halbey, Josef Halbey, Hammerschmidt, Hasse, Bürgermeister Hartmann, Bürgermeister W. Hattenhauer, Hermann Hecker, Johannes Heiduschka, Reg.-Dir. i. R. Heimer, Oberlehrer Held, Rektor Henne, Julius Henze, Herbert Henze, Wilfried Henze, Roland Hesse, Hesse, Bürgermeister Dr. Holle, Buchdrucker Ernst Hornbach, L. Hottensen Gastwirt Hunstiger, Rechtsanwalt Kellerhoff, Manfred Kindel, Anton Klahold, Franz Kleinalstede, StR. Fritz Klemm, Ernst Klingemann, Gottfried Klingemann, Arnulf Klocke, Manfred Klopp, Gerhard Koch, Betriebsleiter a. D. König, Kaufmann Kraß, Stadtrat Hermann Krekeler, Dr.-Ing. Krieger, Bürgermeister W. Kronsbein, Maria Kuhlemann, Gastwirt Kuhn, Fabrikant Kuhne, Stadtdirektor Dr. Kühn, Kaplan Lappe, Lauenroth, Jocelyne Lamert-Darley, Laureck, Verwalt. Angest Laulammert, Archivrat Dr. Leesch, Lehrer Lehmann, Musikdirektor Leipoldt, Bürgermeister Leisnering, Rudolph Lohmann, Baurat P. Lotter, Löwenherz, Dietmar Lücke, Hermann Lüdecke Tischlermeister Lüke, Gunda Mayer, Dr. Gerd-Rainer Mayer, Metzgermeister Lülwes, Dr. Ingemarie Manegold, Th. Manegold, Prof. Dr. Erich Manegold, Maull, Amtmann Meyer, Rektor Gerhard Mnich, Heribert Mosqua, Gastwirt H. Müller, Kulturamtsleiter Müller, Rektor Nasse, Ursula Neumann, Obst, Verkehrsamtsleiter Ohlenburg, L. Oppermann, W. Oppermann, Stadtdirektor Ferdinand Otten, St. Dir. Gastwirt Piepenbrock, Kurt Preywisch, Dr. Holger Rabe, S.D. Herzog von Ratibor und Fürst zu Corvey, Ursel Recknagel, Staatl. Baurat Reichmann, Ph. Rethmeyer Dr. Adolf Reuter, Michael Rindermann, Ansgar Risse, Ritterbusch, Robitzsch, Walter Rose, Rüsther, Rektor Rüther, Baurat Fritz Sagebiel, Georg Sauerland, Stadtverordneter Carl Schaefer, Joachim Schmidt, Stadtrat Schmidt, Martha Schmidt, Schmitt, Bäckermeister Schniedermann, Prof. Dr. Dieter Schuler, Georg Schumacher, Adolf Schürmann, Heiner Schurig, Rainer Schwiete, Dr. C.-D. Seidel, OKD. Paul Sellmann, Dieter Siebeck, Ernst Siemon, Karl-Heinz Sievers, Hotelier Willi Sievers, Hotelier Sillis, Alfons Specht, Major a.D. Steinheuer, Dr. Michael Stotz, F. Thedieck, Hotelbesitzer Thiele, Weinhändler Heinrich Thies Hotelbesitzer Thomä, Jost Thöne, Timper, Tölke, Hans-Dirk Treue, Graf Droste zu Vischering, Vogeler, Volkmar, Günter von Ah, Hans Weber, Dr. Ernst Weichbrodt, Weisse, Dr. Peter Wendelstorf, Johannes Werdehausen, Josef Wiesner, Helmut Wiesemeyer, Wörteler, Gerd Zell, Hauptlehrer a. D. Ziemer.
Von der kommunalen Neugliederung im Jahre 1970 bis 1998 ist die Vereinsarbeit mit dem Namen Gerd Zell verbunden. Er war der Vorsitzende, der fast ein viertel Jahrhundert das Amt inne hatte. Viel organisatorische Arbeit wurde jedoch weiterhin von Mitgliedern der Stadtverwaltung übernommen, die ehrenamtlich im Vorstand mitarbeiteten. Rudolf Lohmann sei an dieser Stelle stellvertretend erwähnt.
Gerd Zell`s Amtszeit war geprägt durch einen grundlegende Interessenkonflikt zwischen der politischen Führungen der Stadt Höxter in Fragen der Realisierung der inneren Erschließungsstraße und dem satzungsgemäßen Ziel des Vereins, der Pflege heimatlichen Kulturgutes und der Verschönerung des Stadtgebietes. Das diese Ziele gleichzeitig mit dem Ziel der Satzung, die zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse aufrief, sehr subjektiv und konträr ausgelegt werden konnten, führte auch zu Zerreißproben innerhalb des Vereins. Das bis dahin durchaus erfolgreiche Arbeitsverhältnis zwischen Verein und Stadt kühlte dadurch merklich ab.
Angefangen jedoch hat das letzte Vierteljahrhundert mit dem Antrag von Hans Elsner, die vom Verfall bedrohte, St. Josephs Kapelle (Weinbergkapelle) zu retten. Der Verein wurde zum Motor einer groß angelegten Hilfs- und Spendenaktion, die diese Kapelle 1987 in neuem Glanze erstrahlen ließ. Für den weiteren Erhalt und die Nutzung der Weinbergkapelle sorgt sich der im selben Jahr gegründete gleichnamige Verein, in dem auch weiterhin, aktiv, Mitglieder des HVV, tätig sind.
Am 7. März 1987 bekommt der Verein als besondere Anerkennung seiner Verdienste um Wandern, Heimat und Umwelt vom Bundespräsidenten die Eichendorff-Plakette verliehen.
Circa zwölf Jahre hat es gedauert, bis Gerd Zell sein Ziel erreichen konnte, in der Stadt der Mühlen, wieder ein mit Spenden finanziertes Mühlrad, zu installieren. Am 1.April 1998 wurde es der Stadt übergeben und „klappert“ nun von der Westerbache angetrieben in der Judengasse.
1999 wird Gerd Zell für seine Verdienste um den HVV-Höxter mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Klaus Behrens tritt 1998 seine Nachfolge an. Unter seiner Regie werden neue Aktivitäten wahrgenommen. Am 1.1.2001 wird die Märchengesellschaft als Arbeitskreis im HVV fortbestehen. Die Sprecherin ist Frau Gunda Meyer.
Seit 2001 wird von Roland Hesse der Frühjahrsputz mit Hilfe zahlreicher Vereine regelmäßig durchgeführt. Diese Idee stammt schon aus den Gründungszeiten des Vereins und wurde immer wieder unter den verschiedensten Vorsitzenden durchgeführt.
Eine Hochwasserstele, als Idee des Vereins und auch von ihm finanziert, wird von dem Künstler Wladimir Zlatkov künstlerisch umgesetzt, und im März 2001 an der Weserpromenade eingeweiht. Hier können nun die Daten der letzten 100 Jahre Hochwassergeschichte abgelesen werden.
Das „Monatsheft“ wird zu einem Zweimonatsheft mit einem neuen Aussehen und endlich auch mit einem neuen Stadtplan. Sechs Mal erscheint es nun auch mit einigen Seiten in Farbe.
Ein überregionales Aushängeschild bekommt der Verein durch die von Michael Bludau initiierten „Hofmann von Fallersleben-Rede.“ Bundespräsident a.D. Roman Herzog ist 2002 der erste Redner im Kaisersaal von Corvey.
Nach rund 32 Jahren übergibt Gerhard Koch (Wanderkoch) am 1. Dezember 2002 den Wanderwimpel der Wander-gruppe an seinen Nachfolger, Dieter Siebeck, dessen „Renaissance Weg“, 18 Km rund um Höxter, einige Monate vorher offiziell eingeweiht wurde.
Dr. H.-J. Brüning führt die Tradition der Veröffentlichung wissenschaftlicher Publikationen für den Verein fort: „Das Mühlenwesen in Höxter“ (1886) und „Wohnungsbau in Höxter“ (1993).
Kein wissenschaftliches Buch, sondern die bewegenden aufgeschriebenen Erinnerungen des Heinz Hoffmann, aus der Zeit von 1939 – 1946 in Höxter, ist die Geschichte des „Jungen von damals.“ Der HVV legte das Buch in 400 Exemplaren auf, und finanzierte damit eine Spende an die Jakob Pins Gesellschaft, die mit zum Erhalt des Adelshofes in der Westerbach Straße beitrug.
2003 hat sich der Verein auch entschlossen mit der Zeit zu gehen und sich im world wide web.als hvv-hoexter.de zu präsentieren. Dort wird ein Archiv aufgebaut, in welchem alle bedeutenden Aufsätze aus 50 Jahren Monatshefte nachzulesen seien werden.
Doch auch viele kleine Aktionen hat der HVV-Höxter durchgeführt. Über 100 Bänke sind von ihm in Höxters näheren Wäldern und Innerorts an Promenaden aufgestellt worden um Wanderern und Ruhe suchende Menschen „einen Platz an der Sonne“ zu bieten. Nicht mehr zu ermitteln sind im Laufe der Zeit die vielen Baumanpflanzungen. Die letzte war vor der Buchhandlung Henze zum Gedenken an die Explosionskatastrophe im Jahre 2005. Vor 20 Jahren war schon das Thema Hundekot auf Höxters Wegen ein öffentliches Ärgernis. Der Verein versuchte Abhilfe zu schaffen, durch eine Spende für die Anschaffung von entsprechenden Automaten. 15 Jahre später wurde der Stadt wieder eine Spende zum gleichen Zweck übergeben.
In 125 Jahren Vereinsgeschichte wiederholt sich so manche Gegebenheit unter anderen Vorzeichen. Unterschiedlich wurden jedoch die Jubiläumsdaten des Vereins eingestuft. Las zum 75-jährigem Bestehen, der Vorsitzende Prof. Dr. Dittmar, ein Glückwunschschreiben des Sollingvereins in der Mitgliederversammlung vor um dann zur Tagesordnung überzugehen, wurde zum 100-jährigen bereits ein Festakt in der Marienkirche organisiert. Zum 125-jährigen Jubiläum liegt ein umfassendes Programm für den ganzen Monat Mai vor. Wir warten gespannt auf das nächste Jubiläum und die Ideen unserer Nachfolger im Amt.